Der Querstrich „ – „ meines Lebens

Wenn ich den Friedhof in meiner Heimatstadt besuche, auf dem meine Eltern, Großeltern und Bekannten begraben sind, schau ich die Grabsteine an und mir fällt immer wieder der Querstrich zwischen Geburts- und Sterbejahr auf. Ist der Strich gleichzusetzen mit unserem Leben? Viel sagt er nicht über unser Leben aus und ist das dann schon alles gewesen?

Mir sind diese Bilder wieder eingefallen, als ich über die Geschichte vom Reichen und dem armen Lazarus nachgedacht habe. Nun es ist manchmal noch ein Tabuthema und in der heutigen Zeit öfter eher gar kein Thema mehr, über diese Frage „Was kommt nach dem Tod“ laut zu reden. Doch ich tue es heute, denn ich kann nur darüber nachdenken, wenn ich lebe. Und es ist ein entscheidendes Thema für unser Leben. Die Dringlichkeit lese ich aus diesem Gleichnis von Jesus deutlich heraus. Es gibt ein “zu spät”. Nehme dir Zeit für diese Verse aus der Bibel, vielleicht liest du sie nicht nur einmal, es geht um deine Zukunft.

Der Reiche und der Arme

19 »Da lebte einmal ein reicher Mann«, erzählte Jesus. »Er war immer sehr vornehm gekleidet und konnte sich Tag für Tag jeden Luxus und jedes Vergnügen leisten. 20 Vor dem Tor seines Hauses aber lag ein schwer kranker Bettler namens Lazarus. Sein Körper war über und über mit Geschwüren bedeckt. 21 Er hoffte, seinen Hunger wenigstens mit den Abfällen aus der Küche des Reichen stillen zu können. Aber es kamen nur die Hunde und beleckten seine offenen Wunden. 22 Schließlich starb der Bettler, und die Engel brachten ihn in den Himmel; dort durfte er den Ehrenplatz an Abrahams Seite einnehmen. Auch der reiche Mann starb und wurde begraben. 23 Als er sich im Totenreich wiederfand, blickte er unter Qualen auf und erkannte in weiter Ferne Abraham mit Lazarus an seiner Seite. 24 ›Vater Abraham‹, rief der Reiche laut, ›hab Mitleid mit mir! Schick mir doch Lazarus! Er soll seine Fingerspitze ins Wasser tauchen und damit meine Zunge kühlen. Ich leide in diesen Flammen furchtbare Qualen!‹ 25 Aber Abraham erwiderte: ›Mein Sohn, erinnere dich! Du hast in deinem Leben alles gehabt, Lazarus hatte nichts. Jetzt geht es ihm gut, und du musst leiden.                     26 Außerdem liegt zwischen uns und euch ein tiefer Abgrund. Niemand kann von der einen Seite zur anderen kommen, selbst wenn er es wollte.‹ 27 ›Vater Abraham‹, bat jetzt der Reiche, ›dann schick Lazarus doch wenigstens in das Haus meines Vaters 28 zu meinen fünf Brüdern. Er soll sie warnen, damit sie nach ihrem Tod nicht auch an diesen qualvollen Ort kommen.‹ 29 Aber Abraham entgegnete: ›Deine Brüder sollen auf das hören, was sie bei Mose und den Propheten lesen können.‹ 30 Der Reiche widersprach: ›Nein, Vater Abraham, erst wenn einer von den Toten zu ihnen käme, würden sie ihr Leben ändern.‹ 31 Doch Abraham blieb dabei: ›Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.‹« Lukas 16, 19-31

Zugegeben, wenn es uns gut geht, denken wir nicht an den Tod, warum auch, es ist alles gut. So ging es auch dem Reichen, dessen Namen wir nicht erfahren. Jesus lässt den Namen hier ganz bewusst offen, da er alle Zuhörer erreichen möchte, die Großen und die Kleinen. Wo ich mich wohl sehe in dieser Geschichte?  Natürlich nirgendswo, weder im geizigen, egoistischen Reichen noch im Bettelarmen, nicht wahr? Doch eines haben wir alle gemeinsam, wir werden irgendwann sterben. Mein Wunsch wäre schon, einst bei Gott zu sein, so wie hier Lazarus. Es ist mir aufgefallen, dass der Arme einen Namen hat. Lazarus bedeutet übersetzt „Gott hat geholfen“. Ja, das wünsche ich mir. Gottes Hilfe in den schweren Stunden meines Lebens. Nein, es geht hier nicht um reich und arm, das ist für unseren Herrn kein Problem, „reich“ zu sein.  Abraham war ein reicher Mann, Joseph war ein reicher Mann, die Geschwister von Lazarus (nicht aus unserer Geschichte hier), Maria und Marta waren vermögend. Sie alle waren gesegnete Leute. Und so könnte ich noch einige aufzählen. Jedoch im Gleichnis ist der Reiche der Arme, weil er nicht weit genug plant. Er genießt den Augenblick

»Er war immer sehr vornehm gekleidet und konnte sich Tag für Tag jeden Luxus und jedes Vergnügen leisten.«

Er kümmert sich nicht um Gott. Er kümmert sich nicht um seinen Nächsten. Nun werde ich still und denke, dass auch ich etwas von dem Reichen in mir trage. Berührt es mich noch, mir die Bilder von verfolgten Christen vorzustellen, wie sie gefoltert werden? Berührt mich die Armut, die es nicht geben müsste. Was tue ich … wegschauen … ist doch  weit von mir entfernt. Was soll ich schon machen? Paulus schreibt es an einen seinen Mittarbeiter:

» Seid allezeit fröhlich,  betet ohne Unterlass,  seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.«

Wir sagen oft, da kann ich nur beten, doch es ist das Wertvollste, für Menschen zu beten, sie in ihrer Not im Gebet zu Gott zu bringen. Wenn wir Gott allerdings in eine Schublade legen und als ausgedient abstempeln, ihn von den Wänden abhängen oder unseren Herrn verniedlichen, weil er unseres Erachtens nicht mehr in diese aufgeklärte Welt passt, dann glaube ich, sind wir nicht weit vom armen Reichen in unserer Geschichte entfernt.

Und der Arme, was ist mit ihm? Heißt das, dann also lieber gleich arm zu sein, um zu Gott zu kommen? Nein, auf keinen Fall, da haben wir die frohe Botschaft  unseres Herrn Jesus nicht verstanden. Entscheidend ist nicht, ob du materiell reich oder arm dein Leben führst, entscheidend ist deine Herzenshaltung zu deinem Mitmenschen und zu Gott. Der Name Lazarus verrät uns, dass Gott dem Armen und Schwachen hilft. Zwischen ihm und Gott besteht mitten im irdischen Leidensalltag eine tragende Verbindung. Lazarus kennt Jesus nicht nur vom Namen, sondern vom Herzen.

Der Querstich kommt mir wieder in den Sinn, wie fülle ich ihn, mit welchem Reichtum fülle ich mein Leben? Ja, das ist die entscheidende Frage, die wir nicht vor uns herschieben sollten, denn wenn wir das Gleichnis verstehen, dann gibt es kein Zurück. Es ist Gottes unwandelbare Liebe zu uns Menschenkindern, dass er mit scharfen und unbeschönigten Worten zu uns redet, weil es ihn um jede verlorene Seele schmerzt. So möchte ich meinen ‘Querstich Leben’ in die Hände Gottes legen und lernen, Gott in Allem zu vertrauen. Ich wünsche dir von Herzen, dass du Jesu Einladung, ihm nachzufolgen, annehmen kannst und wir einmal in der Ewigkeit gemeinsam über die Herrlichkeit Gottes staunen und singen werden.

Sei ganz herzlich gegrüßt

Alexandra Leupold