Der übersehene Satz

Da liest man schon das gefühlte hundertste Mal einen Text und dann das: Standen die Sätze schon immer da, noch nie aufgefallen, überlesen oder waren diese Sätze zu diesem Zeitpunkt nicht entscheidend? Kennst du das auch?

Mir ist es jetzt erst passiert, als ich einen Text im Markusevangelium las.

Ein junger Mann allerdings folgte Jesus. Er trug nur ein leichtes Untergewand aus Leinen. Als die Männer versuchten, auch ihn festzunehmen, riss er sich los. Sie blieben mit dem Gewand in den Händen zurück, und der junge Mann konnte nackt entkommen. Markus 14, 51, 52

Es ist der Augenblick, wo Jesus gefangen genommen wird. Der verräterische Kuss von Judas ist der Anlass für die bewaffneten Soldaten, Jesus zu ergreifen. Was für eine Panik in diesem Moment bei den Jüngern: sie, die Jesus begleiteten und kurz vorher noch bereit waren, ihrem Meister zur Seite zu stehen, liefen um ihr Leben. Und da ist es nicht aufgefallen, dass ein junger Mann im Abseits das Geschehen beobachtete. Es war Markus, der Verfasser dieses Evangeliums. Markus war der Sohn einer wohlhabenden Frau Namens Maria aus Jerusalem, welche ihr Haus der ersten Gemeinschaft als Versammlungsort zur Verfügung stellte (Apg. 12.12). Er war sehr jung und Petrus nahm sich seiner an.  Markus selbst schrieb alles das auf, was er von Petrus als Augenzeugen erfuhr. So kommt das Markusevangelium einem Augenzeugenbericht vom Leben Jesu ganz nah.

Bis zu dieser Stelle im Garten Gethsemane ist er dabei, wenn auch nur im Hintergrund. Von den Jüngern Jesu wird er in dieser Zeit nicht beachtet, doch den Soldaten fällt Markus auf. Es scheint, als wäre er schon im Bett gelegen, nur mit einem Leinentuch bekleidet und hatte doch keine Ruhe gefunden.

Ich werde nachdenklich über Markus und seine Aktion im Garten. Was treibt Markus dazu, das Geschehen zu beobachten? Ist es die Neugier, diesen Mann doch einmal persönlich zu sehen, mal selbst zu hören, was er zu sagen hat, ob es stimmt, was die Leute meinen gehört und gesehen haben. Zugegeben, dieser Wunsch ist uns doch gar nicht so fremd. Gerade jetzt würden wir so gerne Gottes Sohn sehen und hören, was er tun würde oder wie er mit dieser unsicheren Corona-Zeit umgehen. Je länger ich darüber nachdenke, desto besser finde ich die Neugierde von Markus und dass er sich auf den Weg macht, auch. Ich kann mich in meiner Ungewissheit, in meinen Ängsten und Zweifeln in dieser Zeit aufregen bis zur Erschöpfung oder mich wie Markus auf den Weg machen zu Jesus. Er ist es, der uns einlädt mit den Sätzen:

Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben.  Matthäus 11, 28   

Zu Jesus kommen und alles ablegen. Manchmal reicht das nicht, du willst schreien, klagen oder hast Fragen über Fragen, tu es, schrei  klagend zu Jesus, frage ihn, was dich umtreibt, er hält es aus, er versteht dich sehr gut. Er, der die Schuld der Welt am Kreuz aushielt, ja, er wird deine Schreie auch aushalten. Besser noch: er möchte es für dich tragen: Komm her zu mir, ich nehme deine Lasten, Zweifel, Ängste an und du kannst bei mir ruhen. Das ist seine Einladung an dich, an mich, an uns alle.  >Kommt alle her zu mir<, spricht Jesus uns zu. Zugegeben, auch ich bin oft in so manchen Momenten und schweren Zeiten meinen Gott davongelaufen. Glaube mir, Jesus geht nicht weg von dir. Diese momentane ungewisse Zeit, die alle Menschen in dieser Welt betrifft, ist real, doch Jesus Christus, unser Herr und Heiland ist auch real mit seiner heiligenden Macht. Ich wünsche dir, dass Jesus dir Trost ins Herz legt und du zur Ruhe findest.

Mein Vater hat mir alle Macht gegeben.

Matthäus 11, 26

Gerne würde ich jetzt mir dir ein Lied von Sefora Nelson singen, doch es ist zu dieser Zeit nicht möglich. So schicke ich dir den Text mit und in Gedanken können wir gemeinsam einstimmen.

 

Bleib behütet und der Herr segne dich auf deinem Weg.

Es grüßt euch ganz lieb

Alexandra Leupold

 

Lege deine Sorgen nieder
Leg sie ab in meiner Hand
Du brauchst mir nichts zu erklären
Denn ich hab dich längst erkannt

Lege sie nieder in meiner Hand.
Komm leg sie nieder, lass sie los in meiner Hand.
Lege sie nieder, lass einfach los.
Lass alles falln, nichts ist für deinen Gott zu groß.

Lege deine Ängste nieder
Die Gedanken in der Nacht
Frieden gebe ich dir wieder
Frieden hab ich dir gebracht

Lege deine Sünde nieder
Gib sie mir mit deiner Scham
Du brauchst sie nicht länger tragen
Denn ich hab für sie bezahlt

Lege deine Zweifel nieder
Dafür bin ich viel zu groß
Hoffnung gebe ich dir wieder
Lass die Zweifel einfach los