Der Weg ins Osterlicht

Ich möchte euch gerne mitnehmen auf eine Wanderung der Erinnerungen, vielleicht wird es aber für dich auch eine Entdeckungsreise? Der Weg zum Osterlicht startet heute mit der ersten von insgesamt vier Stationen, nämlich dem Sonntag in Jerusalem.

Und als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, bei Betfage und Betanien am Ölberg, sandte er zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt. Und alsbald wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein Füllen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat; bindet es los und führt es her! Und wenn jemand zu euch sagen wird: Was tut ihr da?, so sprecht: Der Herr bedarf seiner, und er sendet es alsbald wieder her. Und sie gingen hin und fanden das Füllen angebunden an einer Tür draußen am Weg und banden’s los. Und einige, die da standen, sprachen zu ihnen: Was tut ihr da, dass ihr das Füllen losbindet? Sie sagten aber zu ihnen, wie ihnen Jesus geboten hatte, und die ließen’s zu. Und sie führten das Füllen zu Jesus und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf den Weg, andere aber grüne Zweige, die sie auf den Feldern abgehauen hatten. Und die vorangingen und die nachfolgten, schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Gelobt sei das Reich unseres Vaters David, das da kommt! Hosianna in der Höhe! Und er ging hinein nach Jerusalem in den Tempel und er besah ringsum alles, und spät am Abend ging er hinaus nach Betanien mit den Zwölfen.  Markus 11, 1-11

Sie, Jesus und die Jünger, rasten am Rande von Jerusalem. Kurz noch einmal ausruhen, denn nun ist für Jesus die Zeit gekommen, sich dem Volk als Messias, als dem König der Juden zu zeigen. Und gleichzeitig  erfüllt sich mit diesem Ereignis, was im Alten Testament von den Propheten vorher gesagt  wurde:

Juble laut, du Volk von Zion! Freut euch, ihr Bewohner von Jerusalem! Seht, euer König kommt zu euch. Er ist gerecht und siegreich, und doch ist er demütig und reitet auf einem Esel – ja, auf dem Fohlen eines Esels, dem Jungen einer Eselin.  Sacharja 9,9                                                                                                                                                                                                     Es ist der Wille Gottes und das hat oberste Priorität bei Jesus. Mit dieser Begebenheit erfüllt er das Wort seines Vaters.

Mir fällt auf, dass die Jünger nichts hinterfragen, obwohl es eine ausgefallene  Aufgabe ist, die ihnen Jesus da stellt. Nach gut drei Jahren unterwegs mit ihrem Meister haben sie vieles Außergewöhnliches erlebt: wie Jesus heilte, wie Wind und Wellen Jesus gehorchten, wie er Menschen mit wenig Essen sättigte, wie Jesus Tote wieder zum Leben auferweckte….. Nein, sie wunderten sich nicht, sie glaubten Jesu Worten und tun nun, was er ihnen auftrug. Seit über 25 Jahren bin ich mit Jesus unterwegs und bemerke jetzt einen Schauer von Scham, weil mir meine Zweifel, mein Hinterfragen, mein Verweigern immer wieder bewusst werden. Vertrauen wir doch auf sein Wort, es hat Bestand und es hält, was es verspricht, ja es hat Bestand bis hinein in die Ewigkeit.

Es ist, wie Jesus gesagt hatte und sie finden das Eselfüllen. Als sie den Esel losbinden wollen, werden die Leute im Dorf aufmerksam und fragen, was sie da tun. Mir fällt es immer mehr auf, dass wir mit uns selbst so beschäftig sind, dass wir wenig Aufmerksamkeit für Andere übrig haben. Fällt es uns auf, wenn der Nachbar einsam ist? Die Familie gegenüber zerbricht? Diese Leute in der Geschichte nehmen es nicht einfach hin, sondern sie reagieren.  Jesus lebte es uns vor, er sah und sieht in jedem Menschen das Ebenbild Gottes. Der Herr sieht all die Lebensnöte mit den Augen der Wahrheit und er sieht mit den Augen der Liebe, wie die Menschen wieder aufgerichtet und erneuert werden können. Jesus Christus gibt uns Menschen nicht auf, wieviel mehr also sollten wir unserem Nächsten mit den Augen der Wahrheit und der Liebe begegnen.

Was muss das wohl für ein Jubelgeschrei gewesen sein, als Jesus auf dem Esel in Jerusalem einzog. Es wird uns hier ganz anschaulich beschrieben, die Leute verehrten ihn als König. Es war klar für die jubelnde Menschenmenge, jetzt ist er da, der König, der auf einem Esel geritten kommt, dem Symbol des Friedens. Zweifellos: sie waren all die Ungerechtigkeit satt. Die Menschen sehnten sich nach Frieden und Freiheit. Und sahen in Jesus den Befreier von all ihren menschlichen Nöten. Wir können es jetzt werten und sagen, sie haben es an Karfreitag dann doch nicht verstanden. Doch haben wir es im Jahre 2021 wirklich besser verstanden? Jesus, unser König, wann bejubeln wir ihn? – Ein Augenblick für dich und mich zum Nachdenken.

Die Wanderung ins Osterlicht ist jetzt für mich mit diesen Nachsinnen doch beschwerlicher geworden. Ich sehe mich nicht anders, als damals die Menschen, die Jesus zurufen und jubeln. Doch der Jubel hält nicht lange an, warum, weil ich so oft den König Jesus Christus nur mit meinen menschlichen Bedürfnissen wahrnehme. Unser Herr Jesus möchte mehr für uns tun, als dass es soll uns gut gehen soll: Er möchte, dass wir das Leben in Fülle haben. Das Leben in Ewigkeit. Und deshalb setzte sich Jesus Christus nicht auf den Thron der Menschen, der Mächtigen dieser Welt, sondern er sitzt zur Rechten Gottes. Darum auch der Weg in den Tempel, wo zeichenhaft der Thron Gottes stand.

Ich erinnere mich an Jesu einladende Worte: »Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten tragt, ich will euch Ruhe schenken.« Matthäus 11, 28

Dieser Vers schenkt mir immer wieder Frieden, mit meinen Nöten nicht allein auf dieser Welt zu sein. Es tut so gut, vom König Jesus Christus, Gottes Sohn, sich in guten wie in schlechten Zeiten getragen zu wissen.

Es grüßt euch ganz herzlich

Alexandra Leupold