Mir fehlen die Worte

Eine traurige Nachricht nach der anderen strömt diese Woche auf mich ein. Der Nachbar verliert seine Arbeit und zwei Tage später stirbt sein Vater. Eine gute Bekannte bekommt die Diagnose Brustkrebs und das Coronavirus hat uns in der Hand, die Einschränkungen werden anders, aber nicht leichter. Tausend Fragen strömen auf mich ein: Warum, wieso, weshalb…

Ganz ehrlich, mir fehlen die Worte. Das Papier bleibt lange Zeit leer. Ach Herr, jetzt würde ich gerne deine liebenden Hände spüren, ein Wort des Trostes von dir, ein Wort des Daseins von
dir. Ja ich wünsche mir ein Wort aus dem Mund des Allmächtigen. Je länger ich in die Luft starre, desto lauter beginnt in mir ein Wort zu werden: Dankbarkeit. Doch genau das schien mir jetzt nicht angebracht. Aber aller Widerstand nutzte nichts. Dankbarkeit, sei dankbar, beginne zu danken, diese Worte nahmen immer mehr Raum in mir.

Nun schreibe ich: Danke Herr:

  • Für den Regen nach langer Zeit
  • Für das Lachen meiner Enkel
  • Für den Ehemann, der mich liebt
  • Für die Kinder, die ihre Wege gehen
  • Für den wieder blühenden Garten
  • Für die ersten Salatpflanzen im Hochbeet
  • Für den lieben Brief von einem Krümelfreund
  • Für die Tasse Kaffee und ein Stück Schokolade am
    Nachmittag
  • Für das Sofa und die Wolldecke zum Ausruhen
  • Für unser schönes Zuhause
  • Für das freundliche Gespräch über den Gartenzaun
  • Für die Freundin
  • Für…. (ein paar Zeilen für dich, was würdest du
    einsetzen?)

Das weiße Blatt Papier füllt sich mit Gottesgeschenken. Das Wort des Allmächtigen ist heute bei mir „Dankbarkeit“. Dankbarkeit heißt auf Griechisch eucharisteo, darin sind drei Wörter versteckt: Gnade, Dankbarkeit, Freude. Eucharisteo. Ein griechisches Wort, welches mir die Augen öffnet, mir Trost und Gottes Dasein sichtbar macht. Und darüber hinaus mir eine Quelle der Kräftigung schenkt, als wertvolle Gedankenstrategie gegen depressive Mächte und auch für ein starkes Immunsystem – in diesen Coronawochen besonders wichtig.

Uns wird Jesus als Immanuel angekündigt, Gott mit uns überall, an jedem neuen Tag. Auch an Tagen wie diesen, mit Nachrichten, die uns traurig machen, die uns zum Weinen bringen. Es sind die Tage, die ich nicht mag, doch es sind auch genau diese Zeitpunkte, wo Gott mir mit seiner Gnade und mit seinem Frieden begegnet.
Ich wünsche dir von Herzen: Keinen Tag soll es geben, an dem du sagen musst: Niemand ist da, der mich beschützt. Keinen Tag soll es geben, an dem du sagen musst: Niemand ist da, der mich begleitet. Der Herr segne dich und behüte dich.

Es grüßt Euch ganz lieb Alexandra Leupold