Na, kommt uns diese Aufforderung nicht bekannt vor, bei Familienfeiern oder Urlaubsbildern mussten doch, wenn möglich, ein paar Fotos zur Erinnerung geknipst werden. Heute ist das schon viel einfacher und alles, was uns gefällt, wird auf dem Smartphone festgehalten. Tolle Sache.
Zu Jesu Zeiten war das alles undenkbar. Doch das Wort Fotografie war schon bekannt unter dem griechischen Wort eikonion. Wenn zum Beispiel ein Rechtsdokument aufgesetzt wurde, beschrieb man die Person mit ihren Merkmalen und so kam es kaum zu Verwechslungen. Nun, bei uns sind es Passfotos, die uns identifizieren und wer möchte, kann seinen Daumenabdruck speichern lassen. Und mit einem Augenscan sind wir in der Lage, unsere Haustüren oder Handys zuzusperren. Es mutet schon ein wenig verrückt an, was heute so möglich ist.
Das alles kam mir in den Sinn, als ich folgende Verse in einem Paulusbrief las.
Empfänger war die junge Gemeinde in Kolossä in der heutigen West-Türkei.
Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes,
der zuerst Geborene: Vor allem Geschaffenen war er da.
Denn durch ihn wurde alles geschaffen, im Himmel und auf der Erde.
Das Sichtbare und das Unsichtbare, ob Throne oder Herrschaftsbereiche,
ob Mächte oder Gewalten, alles wurde durch ihn geschaffen
und alles hat in ihm sein Ziel.
Er ist vor allem da, und in ihm hat alles Bestand.
Und er ist das Haupt des Leibes – der Gemeinde.
Er ist der Anfang: der erste der Toten, der neu geboren wurde. In jeder Hinsicht sollte er der Erste sein.
Denn so hatte es Gott beschlossen: Mit seiner ganzen Fülle wollte er in ihm gegenwärtig sein.
Und er wollte, dass alles durch ihn Versöhnung erfährt. In ihm sollte alles zum Ziel zu kommen. Denn er hat Frieden gestiftet durch das Blut, das er am Kreuz vergossen hat.
Ja, durch ihn wurde alles versöhnt auf der Erde wie im Himmel. Kolosser 1, 15-20
So ähnlich können wir in der Schöpfungsgeschichte lesen, als Gott den Menschen schuf.
Gott schuf den Menschen nach seinem Bild. Als Gottes Ebenbild schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie. 1. Mose 1, 26,27
Wir sollten nichts anderes sein als Gottes eikon, das Ebenbild Gottes. Doch dann überkam den Menschen die Sünde. Paulus möchte uns sagen: Seht auf Jesus, er zeigt euch nicht nur, wie Gott ist, er zeigt euch auch, wie der Mensch nach dem Willen Gottes sein sollte. In Jesus Christus wird uns Beides offenbart: das Göttliche und das Menschliche.
Eine der ältesten Fragen ist doch: Wer ist Gott? Auch die Jünger stellten Jesus diese Frage und als Antwort bekamen sie: Wenn ihr mich kennt, dann kennt ihr auch den Vater. Paulus macht es anschaulich, Jesus ist ein Bildnis Gottes. Durch Jesus haben wir die persönlichen Charaktereigenschaften und Erkennungsmerkmale Gottes vor uns. Allerdings, manchmal genügt uns das nicht, auch das ist in diesen Versen klar beschrieben, wir sprechen dann vom unsichtbaren und geheimnisvollen Gott. So werden wir immer wieder an die Grenzen unserer Vorstellungskraft kommen. Auch möchte ich Jesus nicht als lebloses Abbild Gottes darstellen, nein keinesfalls, denn Jesus Christus ist die volle und endgültige Offenbarung Gottes.
Sehr ausführlich schreibt Paulus über Jesu Schaffenskraft. Denn durch ihn wurde alles geschaffen, im Himmel und auf der Erde.
Doch was ist der Hintergrund dieses Briefes, warum wurde er verfasst? Es hatten sich Irrlehren verbreitet. Komplizierte Engelsysteme und Zwischenstufen zwischen Gott und Menschen nahmen großen Platz im damaligen Leben ein. All diese verkehrten Ansichten stellten die Schöpfungsgeschichte in Frage.
Wenn wir die Naturgesetze betrachten, so sind diese ein Ausdruck des göttlichen Denkens.
Gottes Sohn hält die Welt zusammen. Seine Jünger waren völlig überwältigt von der Macht Jesu, als er zum Beispiel den Wind und den Wellen Einhalt gebietet. Mich überwältigt immer wieder der Sternenhimmel, welch göttliche Schaffenskraft sich doch dahinter verbirgt und ich werde dankbar, dass dieser Herr und Heiland die Fäden dieser Welt in seiner Hand hält.
So hat er auch dein und mein Leben in seiner Hand.
Vielleicht kennst du den Ausdruck ‚wie kopflos umherirren‘. Jesus möchte unser Kopf, unser Haupt sein; der Schöpfer und Auferstandene möchte unser aller Kopf sein. Die Antwort auf unsere Zerrissenheit, wo gehöre ich hin, wer bin ich, was hat mein Leben für einen Sinn… findet sich in Jesus Christus, wenn ER das Haupt in unserem Leben ist.
Das sollte nicht bedeuten, dass wir aufhören zu denken, sondern Verantwortung für unser Leben zu übernehmen. Und den König aller Könige in unserem Leben einziehen lassen, denn nicht besseres kann es geben, wie Paulus schreibt: Denn so hatte es Gott beschlossen: Mit seiner ganzen Fülle wollte er in ihm gegenwärtig sein.
Und wie sieht es in deinem und meinem Leben aus, darf Gott gegenwärtig sein? Öffnen wir unsere Kirchen und Gemeindetüren, um Gottes Fülle zu verkünden oder ist Gottes Sohn nur ein totes Bild über dem Altar? Nein, im Gegenteil, das Kreuz möge uns immer wieder vor Augen halten, dass Jesus lebt. Er möchte mit seiner ganzen Fülle eine Gemeinschaft, eine lebendige Beziehung mit uns Menschen eingehen.
Noch ein wichtiger Gedanke: Das Bild des gekreuzigten Christus ist für mich das Symbol der größten Versöhnung auf Erden und im Himmel.
Und kein Mensch wird einst zum Ziel kommen ohne Christus Jesus. Er hat es vollbracht, den Frieden auf Erden und durch ihn werden wir das Ziel erreichen, die Ewigkeit.
Das ist doch Grund zur Freude.